Scheidentrockenheit: Wenn die Scheide zu trocken ist – Ursachen, Symptome & Hilfe für Frauen
Scheidentrockenheit betrifft viele Frauen – nicht nur in den Wechseljahren. Dennoch ist das Thema oft mit Scham behaftet und wird selten offen angesprochen. Dabei ist eine trockene Scheide ein weit verbreitetes Problem, das zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Brennen, Juckreiz und sogar Infektionen führen kann. In diesem Artikel werfen wir einen offenen Blick auf die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten und möchten betroffenen Frauen Mut machen, sich ärztliche Hilfe zu holen.
Was ist Scheidentrockenheit?
Von Scheidentrockenheit (medizinisch: vaginale Atrophie oder vaginale Trockenheit) spricht man, wenn die Vagina nicht mehr ausreichend durch ein schützendes Sekret befeuchtet wird. Dieses Scheidensekret wird durch Drüsen in der Vaginalschleimhaut und am Gebärmutterhals gebildet. Es sorgt für ein gesundes Scheidenmilieu, hält die Schleimhaut geschmeidig und schützt vor mechanischer Reibung, Reizungen und Krankheitserregern.
Ist die Scheidenflüssigkeit zu gering, trocknet die Scheidenschleimhaut aus – mit weitreichenden Folgen für das körperliche und seelische Wohlbefinden.
Symptome von Scheidentrockenheit
Viele Frauen bemerken zunächst nur ein leichtes Trockenheitsgefühl im Intimbereich. Wird dieses nicht behandelt, können sich die Beschwerden verschlimmern. Typische Symptome von Scheidentrockenheit sind:
Brennen oder Jucken in der Scheide
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Spannungsgefühl oder Risse an den Scheidenwänden
Wundgefühl beim Wasserlassen
Geringerer oder ausbleibender Ausfluss
Schmerzen im Scheideneingang
Leichte Blutungen nach dem Sex
Häufigere Infektionen, etwa Scheidenpilz
Diese Symptome können einzeln oder kombiniert auftreten und sind häufig mit einem hohen Leidensdruck verbunden – vor allem, wenn niemand darüber spricht.
Ursachen von Scheidentrockenheit
1. Hormonelle Schwankungen & Östrogenmangel
Die häufigste Ursache ist ein sinkender Östrogenspiegel, vor allem in den Wechseljahren. Östrogen sorgt für eine gut durchblutete, feuchte Vaginalhaut. Fehlt dieses Hormon, wird die Vaginalschleimhaut dünner, weniger elastisch und trockener.
Typische hormonell bedingte Phasen:
Menopause / Perimenopause
Stillzeit
Schwangerschaft
Nach einer Gebärmutterentfernung
Bei hormonfreier Verhütung
Nach einer Krebstherapie
2. Medikamente
Auch bestimmte Medikamente können die Feuchtigkeit in der Vagina reduzieren, z. B.:
Antihistaminika (z. B. bei Allergien)
Antidepressiva
Antibabypille
Chemotherapeutika
Medikamente bei Diabetes mellitus
3. Stress und psychische Belastung
Chronischer Stress, Arbeitsdruck, Beziehungsprobleme oder Scham können sich ebenfalls negativ auf die Lubrikation der Scheidenschleimhaut auswirken – vor allem beim Geschlechtsverkehr.
4. Krankheiten & Lebensstil
Weitere Risikofaktoren sind:
Autoimmunerkrankungen
Diabetes mellitus
Rauchen
Alkoholmissbrauch
Übertriebene Intimhygiene (z. B. Vaginalduschen)
Trockene Scheide in den Wechseljahren: Ein unterschätztes Tabuthema
Mehr als 50 % aller Frauen in den Wechseljahren berichten über eine trockene Scheide – doch nur jede vierte spricht mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber. Der Rückgang des Östrogens führt zu einem Mangel an Scheidenflüssigkeit, wodurch die Scheidenwand dünner, trockener und anfälliger für Mikroverletzungen wird.
Die Folge: Schmerzen beim Sex, ein Nachlassen der Libido und nicht selten auch psychische Belastungen in der Partnerschaft. Umso wichtiger ist es, das Thema aus der Tabuzone zu holen und offen darüber zu sprechen – mit Partnern, Freundinnen und medizinischem Fachpersonal.
Scheidentrockenheit während der Stillzeit & Schwangerschaft
Auch in der Stillzeit erleben viele Frauen eine Phase hormonell bedingter vaginaler Trockenheit. Der Östrogenspiegel ist aufgrund des hohen Prolaktins gesenkt, was zu einer verminderten Schleimproduktion führen kann. Das kann vorübergehend zu Beschwerden im Intimbereich führen – etwa beim Geschlechtsverkehr oder bei der täglichen Hygiene.
In der Schwangerschaft hingegen produziert der Körper meist mehr Schleim – hier ist Trockenheit seltener, kann aber ebenfalls auftreten, z. B. durch Stress oder bestimmte Medikamente.
Diagnose: Wann zum Arzt?
Wer über längere Zeit Symptome wie Juckreiz, Brennen, Schmerzen oder Ausflussveränderungen bemerkt, sollte eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen aufsuchen. Eine genaue Untersuchung klärt ab, ob eine hormonelle Ursache, eine Infektion (z. B. Scheidenpilz) oder andere Erkrankungen vorliegen.
Mittels pH-Wert-Test und Inspektion der Vaginalschleimhaut kann die Ärztin die Diagnose sichern und die passende Behandlung einleiten.
Behandlung von Scheidentrockenheit – diese Möglichkeiten gibt es
1. Feuchtigkeitsspendende Produkte
Gleitmittel: Spezielle wasserbasierte Gleitgele sorgen für Linderung beim Geschlechtsverkehr.
Scheidenzäpfchen oder -cremes mit Hyaluronsäure, Milchsäure oder pflanzlichen Ölen helfen, die Feuchtigkeit im Scheidenmilieu zu verbessern.
Tipp: Achte auf Präparate in Bio-Qualität ohne Duft- und Konservierungsstoffe.
2. Lokale Hormontherapie
Bei ausgeprägtem Östrogenmangel ist eine vaginale Östrogentherapie oft die wirksamste Lösung. In Form von:
Cremes
Zäpfchen
Vaginalringen
Diese Therapie ist niedrig dosiert, wirkt lokal und hat – laut Studien – ein geringes Risiko für Nebenwirkungen. Besonders geeignet für Frauen nach der Menopause.
3. Pflanzliche Präparate & Nahrungsergänzung
Soja-Isoflavone, Rotklee oder Leinsamen enthalten Phytoöstrogene, die unterstützend wirken können – besonders bei leichten Beschwerden.
Wichtig: Die Wirkung ist nicht bei allen Frauen gleich und sollte mit einer Ärztin besprochen werden.
Selbsthilfe & Tipps für den Alltag
Sanfte Intimhygiene: Keine Seifen oder Duschgele im Intimbereich verwenden – nur klares Wasser oder spezielle Intimwaschlotionen mit passendem pH-Wert.
Baumwollunterwäsche tragen und atmungsaktive Kleidung bevorzugen.
Gleitmittel immer griffbereit haben – das nimmt Druck aus der Sexualität.
Ausreichend trinken – auch der Körper braucht Flüssigkeit für gesunde Schleimhäute.
Offen sprechen: Ob mit Partner oder Ärztin – Scham hilft nicht weiter.
Sexualität neu entdecken: Streicheleinheiten und Zärtlichkeit fördern die Durchblutung und das Wohlbefinden der geschlechtsorgane.
Fazit: Scheidentrockenheit ist behandelbar – und kein Grund zur Scham
ScheidenTrockenheit ist keine Randerscheinung, sondern ein weit verbreitetes Phänomen, das Frauen in jeder Lebensphase betreffen kann. Ob hormonell bedingt, durch Medikamente oder psychische Belastungen – eine trockene Scheidenschleimhaut kann viele Ursachen haben. Wichtig ist: Niemand muss sich mit den Beschwerden abfinden!
Die gute Nachricht: Es gibt viele wirksame Behandlungsmöglichkeiten – von sanften Zäpfchen über hormonfreie Feuchtigkeitspflege bis zur lokalen Östrogentherapie. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuelle Therapie helfen, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Scheidenpflege ist Frauengesundheit – und darf kein Tabuthema mehr sein.
Quellen (Auszug):
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) – Leitlinien zur vaginalen Atrophie
Nappi RE, Palacios S. Impact of vulvovaginal atrophy on sexual health. Climacteric. 2014
Kingsberg SA, Wysocki S, Magnus L, Krychman ML. Vulvar and vaginal atrophy in postmenopausal women: findings from the REVIVE survey. J Sex Med. 2013
North American Menopause Society (NAMS) – Position Statement 2022
Wenn du möchtest, kann ich dir noch eine Social-Media-Kurzfassung, einen Info-Flyer oder ein PDF daraus erstellen – sag einfach Bescheid!